Wissenswertes: Immunsystem – was ist das eigentlich?

Der Name kommt vom Lateinischen „immunis“, was soviel bedeutet wie: „unberührt, rein“.

Immunsystem – was ist das eigentlich?

Vielleicht kommen daher auch schon manche Missverständnisse. Weil in einer allzu reinen Umgebung kein gesundes Immunsystem (und auch kein gesunder Mensch) wachsen kann. Im Gegenteil. Als Menschen sind wir auch einfach Lebewesen inmitten von Lebewesen Vieles sehen wir nicht, weil es zu klein ist, nämlich die Welt der sog. Mikroben = Viren, Bakterien, Pilze u.a.. Diese Mikroben traten als erste Organismen auf dieser Erde schon vor knapp 4 Milliarden Jahren auf – Homo sapiens gibt es seit etwa 150.000 Jahren. Ohne Mikroben gäbe es auch sonst kein Leben.

Und es lebt nicht nur um uns herum, sondern auch in uns und auf uns!

Wir haben etwa 10-100x so viele Bakterien in unserem Körper wie Körperzellen. Das macht in etwa 1kg an Gewicht! Unser Gehirn wiegt kaum mehr (1,3 kg).

Was hat das nun mit dem Immunsystem zu tun?

Babys werden mit einem sterilen Magen-Darm-Trakt geboren, jedoch noch in der Minute der Geburt beginnt die Besiedelung. Sie ist so individuell, wie jeder Mensch selbst. Auch die äußere Haut wird besiedelt. Wir SIND Lebensraum für unser Mikrobiom, das unser Immunsystem formt und unser eigenes Überleben somit erst ermöglicht.

Leben ist Zusammenleben. Zugleich möchte es wachsen, dafür stirbt anderes. Das ist, wie es ist – und niemals kennt die Natur eine Unterscheidung von „gut“ und „ böse“!

Wenn wir nun mit unserem Mikrobiom inmitten des umgebenden Mikrobioms ein gutes Leben haben wollen, muss es manches an Aufteilungen, Einteilungen, Zusammenarbeit und klarem Auseinanderhalten geben, Grenzen und Bedingungen des Zusammenlebens müssen eingehalten werden. Dafür sorgt unser Immunsystem.

Schädigendes von außen wird abgehalten, schon Eingedrungenes entfernt. Körpereigene entartete Zellen (in jedem Menschen entstehen laufend Krebszellen) werden unschädlich gemacht. Dabei lernt unser Immunsystem lebenslang ständig dazu und paßt sich den Gegebenheiten an. Dies kann es, weil es aus vielen fein aufeinander abgestimmten Teilen besteht, die alle kooperieren:

  • Mechanische und biochemische Barrieren (Haut, Schleimhaut) – Kontaktzonen zur Umwelt, unsere inneren und äußeren Körpergrenzen
  • Abwehrzellen (weiße Blutkörperchen, „Fresszellen“, Lymphozyten) sind fähig zur aktiven gezielten Fortbewegung in Blut, Lymphe
  • Plasmaproteine (Antikörper usw.) – diese zirkulieren frei passiv in Blut und Lymphe

 

Beispiel einer Immunantwort:

Ein neuer Eindringling wird von „Fresszellen“ erkannt und aufgenommen. Teile des gefressenen Eindringlings zeigen sie danach an ihrer Oberfläche her („präsentieren“ sie), machen sie so sichtbar für Lymphozyten. Diese werden dadurch aktiviert und können weitere Eindringlinge nun ihrerseits abtöten, während eine spezielle Unter-Einheit sie weiter markiert und besser erkennbar macht. Im Lauf des „Kampfes“ scheiden die sog. Helferzellen (eine Untergruppe der Lymphozyten) Stoffe ab, die weitere Abwehrzellen (weiße Blutkörperchen) anlocken und zur Produktion von Abwehrstoffen (Antikörper) aktivieren. Nach so einer Schlacht merken sich spezielle Gedächtniszellen das Bild des Eindringlings. Er wird nun, im Fall einer neuerlichen Attacke, viel rascher erkannt und effektiver bekämpft. Parallel gibt es Regulator-Zellen, die eine überschießende Reaktion bremsen und so „Schäden am eigenen Körper“ verhindern.

 

Aktueller Stand der Forschung:

Das Zusammenspiel innerhalb unseres Körpers ist nur ansatzweise bekannt. Unser Immunsystem ist enorm komplex und wir bemerken sein Wirken nur, wenn es mal nicht wunschgemäß arbeitet – wenn wir krank werden.

Unser Gehirn hat zum Beispiel eine Sonderstellung innerhalb der Körperabwehr. Dort finden sich normalerweise keine Lymphozyten, sondern nur spezielle Fresszellen (Mikrogliazellen). Erst vor wenigen Jahren fand man heraus, dass diese Zellen im ständigen Austausch mit den Darmbakterien sind! Unsere Darmbakterien verdauen Ballaststoffe, dabei entstehen Spaltprodukte, die wiederum für Mikrogliazellen und Gesundheit im Hirn benötigt werden.

Es gibt innerhalb der Medizin den Teilbereich „Psychoneuroimmunologie“ – das Zusammenspiel von Psyche, Nervensystem und Immunsystem wird hier erforscht. Inzwischen wissen wir, dass unser Tun und auch unser Denken maßgeblich unsere Gesundheit beeinflussen und wir sehr viel weniger „genetisch vorbestimmt“ sind, als noch vor Jahrzehnen gedacht und gelehrt wurde.

Peter Sauberer

Evas Website-Admin

Ein Gedanke zu „Wissenswertes: Immunsystem – was ist das eigentlich?

  • 13. März 2018 um 20:05
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    Sehr interessanter Beitrag

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